Interview: Droht jetzt der Handelskrieg?

Ab heute greifen die Vergeltungszölle der EU gegen die USA. Sie sind die Antwort auf Trumps Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Welche Folgen das für uns hat und wie der USA-Handel in Zukunft aussehen wird, beantwortet Thomas Bareiß (43), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

ASAP: Ab heute gelten die Vergeltungszölle der EU gegen die USA. Was wird für uns jetzt teurer?

Thomas Bareiß: Die EU hat bewusst Produkte gewählt, für die Ersatzprodukte aus anderen Ländern verfügbar sind und die wir nicht ausschließlich aus den USA beziehen. Die Auswirkungen auf Verbraucher sollen so möglichst gering gehalten werden.

Hätte Deutschland rückblickend von Anfang an schärfere Worte gegenüber Trump wählen müssen?

Deutschland hat von Anfang an sowohl auf Dialog gesetzt als auch auf europäischer Ebene die Vorbereitungen der Kompensationsmaßnahmen unterstützt. Es bleibt auch weiter richtig, die Tür für eine Verhandlungslösung offen zu halten.

„Keinen Handelskrieg herbei reden“

Wie groß ist das Handelsdefizit der USA gegenüber der EU tatsächlich?

Die EU hat einen Handelsbilanzüberschuss gegenüber der USA, es werden also mehr Waren und Dienstleistungen in die USA exportiert als umgekehrt. Richtig ist aber auch, dass die USA insgesamt einen Leistungsbilanzüberschuss von 14 Mrd. USD gegenüber der Europäischen Union haben.  Grund sind die vielen erfolgreichen US-Unternehmen, die Tochtergesellschaften in Europa haben. Deren Gewinne tauchen nicht in der Handelsbilanz auf. Die USA schneiden also bei unseren Geschäftsbeziehungen ganz gut ab!

Droht uns ein Handelskrieg mit den USA?

Das sollten wir nicht herbei reden. Die Bundesregierung bleibt auch in den weiteren Entwicklungen ihrer Linie treu: Wir treten weiterhin für freien, fairen und regelgebundenen Handel ein. Wir hoffen, dass sich Vernunft und Sachlichkeit durchsetzen und sollten gesprächsbereit bleiben.

„Die Automobilindustrie ist für die Wirtschaftskraft sehr wichtig“

Wie groß ist der Einfluss der Autolobby auf die deutsche Handelspolitik?

Die Automobilindustrie ist für die Wirtschaftskraft der EU und insbesondere für Deutschland sehr wichtig. An ihr hängen hunderttausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das wird auch in der Handelspolitik berücksichtigt. Dabei werden alle Beteiligten eingebunden.

Wird nun der Handel mit China verstärkt, da auf die USA kein Verlass mehr ist?

Die USA sind und bleiben ein wichtiger Partner Deutschlands. Deutsche Unternehmen exportieren aber nicht allein in die USA, sondern sind global aufgestellt. China ist ein wichtiger Absatzmarkt, aber auch nicht der einzige. Handel funktioniert global, deshalb muss auch die Handelspolitik global ausgerichtet werden und darf sich nicht auf einzelne Märkte konzentrieren.

Welche Produkte für uns jetzt teurer werden, lest ihr in der aktuellen ASAP.

Titelfoto: Thomas Bareiß